Glossar

Hier sammeln wir in alphabetischer Reihenfolge Definitionen und Erklärungen für Begriffe, die in unserem Podcast auftauchen. Dabei erheben wir keinen Anspruch auf absolute oder gar exklusive Gültigkeit dieser Definitionen. Gerade bei den Begriffsdefinitionen von Konsensuellen Nicht-Monogamien wird ohnehin schnell eine Vielfalt von Betrachtungsweisen deutlich. Hier werden vor allem Begriffe gelistet, deren Definition nicht über eine Online-Suche eindeutig auffindbar ist.

Affektive Valenz
Wie von Brunning (2020) in “Compersion: An alternative to jealousy?” verwendet, eine unmittelbar empfundene Wertigkeit, direktes Fühlen, bspw. negativ beim Berühren einer Herdplatte. Siehe auch Abgrenzung zur evaluativen Valenz.

Beziehungs-Vesperbrettle (Relationship Anarchy Smörgåsbord)
Hier könnt ihr das Beziehungs-Vesperbrettle als PDF herunterladen. Mehr zum Hintergrund erfahrt ihr in Folge 4.

BIPoC
Aus dem Englischen für “Black, Indigenous, and People of Color”.

Compersion
Compersion (im Deutschen auch Mitfreude oder Resonanzfreude) bezeichnet ein positives Gefühl darüber, dass ein:e Partner:in mit einer anderen Person emotional und/oder sexuell involviert ist.
“There is no unified definition for compersion, but it can be generally understood as a feeling of warmth, satisfaction, joy, or pleasure from knowing/imagining that your partner is emotionally or sexually involved with another person.” Mogilski et al.(2019)
In der Literatur wird Compersion teilweise als Gegensatz oder Alternative zur Eifersucht dargestellt (z.B. Brunning, 2020), teilweise aber auch als Gefühl, das gleichzeitig mit oder komplett unabhängig von Eifersucht bestehen kann (z. B. Balzarini et al., 2020).

Contact Hypothesis
In “The nature of prejudice” aus dem Jahr 1954 beschreibt Autor Gordon W. Allport die These, dass unter den richtigen Umständen und in angemessener Intensität stattfindender persönlicher Kontakt mit stigmatisierten Menschen effektiv dabei helfen kann, Vorurteile und Diskriminierung abzubauen.
Siehe auch: https://en.wikipedia.org/wiki/Contact_hypothesis

Couple-Privilege
Strukturelle Vorteile für Paarbeziehungen (lange heteronormativ, in letzten Jahren auch homosexuelle Paare); Sowie Hierarchien von Paarbeziehung gegenüber anderen Beziehungen in Familie und Freund:innen. Siehe auch Steiner (1976) als einen der früheren Verweise.

Cuckolding
https://de.wikipedia.org/wiki/Cuckold

Evaluative Valenz
Wie von Brunning (2020) in “Compersion: An alternative to jealousy?” verwendet, eine kognitive, bewertende Wertigkeit, geprägt von Bedenkden und Bedürfnissen. Siehe auch Abgrenzung zum unmittelbaren Fühlen, der affektiven Valenz.

Konsensuelle Nicht-Monogamie (CNM)
Sammelbegriff für einvernehmlich verhandelte Beziehungskonzepte, die Abweichungen von monogamen Exklusivitätscharakteristiken erlauben.
Gängige Abkürzung: CNM vom englischen “Consensual Non-Monogamy”

Kultur der Monogamie
“structurally privileges couples, sustaining an ideology that creates a hierarchy between different types of intimacies” Klesse (2016)
Sie wird also als verantwortlich für strukturelle Privilegien von Paarbeziehungen und Ursprung von Hierarchien zwischen diesen Paarbeziehungen und bspw. Freundschaften beschrieben.

Monogamie
“both emotional and sexual exclusivity with one partner at a time” Klesse (2016), also sowohl emotionale als auch sexuelle Exklusivität mit eine:r Partner:in.

Mononormativität
“refer[s] to dominant assumptions of the normalcy and naturalness of monogamy, analogous to such assumptions around heterosexuality inherent in the term heteronormativity.” Pieper und Bauer (2005) aus einem unveröffentlichten Manuskript auf das Barker and Langdridge (2010) verweisen.
Sprich, die Annahme, dass Monogamie die Normalität und die natürliche Beziehungsform ist; analog zu Heteronormativität für Heterosexualität.

Offene Beziehung
Wissenschaftlich teilweise Offene Beziehung synonym für CNM benutzt (z.B. Kurdek & Schmitt 1986)
Aktuelleres Verständnis: “an arrangement whereby the relationship partners seek sexual (neither romantic nor loving) relationships independently from one another” Matsick et al. (2014), also wenn Partner:innen sexuelle, nicht-romatische Beziehungen unabhängig von einander verfolgen.

Ontologie
Philosophische Lehre des Seiens.

Open Access
Open Access bedeutet im Kontext akademischer Publikationen, dass die entsprechenden Ressourcen (z.B. Publikationstext, Daten) frei für jede:n zugänglich sind; ganz ohne Registrierung, Mitgliedschaft oder Zahlung.

Polyamorie
“the assumption that it is possible, valid and worthwhile to maintain intimate, sexual, and/or loving relationships with more than one person” Haritaworn et al. (2006), also die Annahme, dass es möglich, valide und wünschenswert ist, mit mehr als einer Person intime, sexuelle und/oder Liebesbeziehungen zu pflegen.
“ein Beziehungskonzept, das es ermöglicht, sexuelle und/oder Liebesbeziehungen mit mehreren PartnerInnen gleichzeitig einzugehen. Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten um den nicht-monogamen Charakter der Beziehungen wissen und diesen befürworten” Klesse (2007, ebd., S. 316)
Darüber hinaus: Einvernehmlichkeit, Ethische oder Aushandlung als zentrale Aspekte. Oder auch als Label, über das sich eine Gruppe finden und definieren kann, auch wenn die gelebten Formen unterschiedlich aussehen.
“weniger eine Lebensform – eher eine soziale Bewegung oder eine Szene, die eine Lebensform propagiert” Burkart (2018) ebd., S. 270

Polykül
Beziehungsnetzwerk mehrerer, mit einander in Beziehungen involvierter, polyamorer Menschen.

Relationship Anarchy (Beziehungsanarchie)
Die Praxis, selbstbestimmt Beziehungen aller Art individuell zu verhandeln, statt von feststehenden Normen und Regeln dominiert zu führen; siehe auch Manifest der Beziehungsanarchie (EN).

Serielle Monogamie
Mehrere monogame Beziehungen nacheinander.

Swinging
“Swinging involves consensual mutual involvement in extra-dyadic sex.” De Visser und McDonald (2007, p. 459–476), also konsensuellen gemeinsamen Sex außerhalb der Zweierbeziehung.

Vanilla
Vom Vanilleeis als Inbegriff der Standard-Eissorte, ein Ausdruck für “stinknormale”, unausgefallene (sexuelle) Praktiken; häufig im BDSM Kontext gebraucht.